Kaltes Plasma gegen chronische Wunden


Das Produkt plasma care® bringt Max-Planck-Forschung in die Klinik

plasma care® Gerät zur Behandlung chronischer und akuter Wunden. © terraplasma medical

Für Patienten mit offenen Wunden gibt es jetzt neue Hoffnung: Die plasma care®-Produkte des Medizintechnikunternehmens terraplasma medical GmbH töten Pilze und Bakterien – auch solche, die gegen Antibiotika weitgehend resistent sind – in chronischen, aber auch akuten Wunden ab, ohne das Hautgewebe zu schädigen. Nach der Marktzulassung werden die mobilen, akkubetriebenen Geräte im „Kitteltaschenformat“, die für die stationäre und ambulante Behandlung geeignet sind, nun über die Firma Viromed vermarktet und so für Millionen von Patienten zugänglich gemacht. Die Technik der Geräte basiert auf Forschungsergebnissen des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik.

Zahlreiche Menschen leiden unter chronischen Wunden. Konventionelle Behandlungsmethoden dieser Wunden, die oft über Jahre nicht verheilen, umfassen den Einsatz von Cortison und Antibiotika. Eine Cortison-Behandlung ist jedoch häufig mit schwerwiegenden Nebenwirkungen wie Bluthochdruck oder Osteoporose verbunden, Antibiotika können zur Entstehung von resistenten Keimen führen. Forscher um Gregor E. Morfill, ehemaliger Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik, haben jedoch einen neuen Behandlungsansatz entwickelt: Ursprünglich erforschten sie Plasmen im Weltraum und Plasma-Kristalle – letztere auch auf der internationalen Raumstation ISS - und erkannten dabei das Potential von kaltem Plasma für die Medizin. So entwickelten sie verschiedene Prototypen von Plasma-Geräten, mit denen es möglich ist, Bakterien, auch multiresistente, Pilze, und Viren abzutöten. Die Geräte erzeugen elektrische Felder, die durch Entladungen die Moleküle der umgebenden Luft anregen oder ionisieren. Normalerweise ist dieser Prozess mit hohen Temperaturen und sehr hohen oder sehr niedrigen Drücken verbunden. Hier handelt es sich jedoch um ein Plasma bei Raumtemperatur und Atmosphärendruck, ein sogenanntes kaltes atmosphärisches Plasma. Dieses Plasma ist ein hochverdünntes Gemisch aus angeregten sowie geladenen Atomen und Molekülen („Ionen“), aber auch freien Radikalen. Hält man ein Plasma-Gerät über eine offene Wunde am Körper, so strömt das Plasma wie ein Lufthauch über die Wunde und tötet Bakterien im Wundbereich berührungsfrei und schmerzlos ab.

Um ein praxistaugliches Produkt zu entwickeln, wurde 2016 die terraplasma medical gegründet. 2019 erhielt das plasma care® die Marktzulassung. Das handliche und mobil einsetzbare Medizinprodukt wird zur Behandlung von Wunden, vor allem chronischen Wunden verwendet. Eine Behandlung mit kaltem Plasma schädigt kein menschliches Gewebe, reduziert den Einsatz von Antibiotika oder Cortison und verursacht weder allergische Nebenwirkungen noch Schmerzen.


Letztlich wird durch die Heilung chronischer Wunden wie dem diabetischen Fuß oder dem offenen Bein die Lebensqualität der Patienten deutlich verbessert.

Jens Kirsch
Geschäftsführer von terraplasma medical


Die Geräte können konventionelle Behandlungsmethoden nicht nur ergänzen, sondern zum Teil sogar ablösen, beispielsweise in der Chirurgie, um nach eine Operation Infektionen zu vermeiden.

Um möglichst vielen Patienten helfen zu können und den flächendeckenden Einsatz der plasma care®-Technik in Kliniken und Pflegeeinrichtungen, sowie bei Ärzten und mobilen Pflegediensten in Deutschland, Österreich und der Schweiz voranzutreiben, wird das Produkt künftig exklusiv über die Viromed GmbH vertrieben. Viromed produziert seit über 15 Jahren Entkeimungsgeräte für den professionellen Einsatz in Krankenhäusern und Praxen und verfügt über zahlreiche Geschäftsverbindungen im Gesundheitsbereich, darunter zu mehreren tausend Akutkliniken, Allgemein- und Reha-Krankenhäusern sowie Altenheimen.


plasma care® hat so das Potential in großem Umfang die Pflege- und Verbandskosten bei chronischen oder mit multiresistenten Erregern belasteten Wunden deutlich zu reduzieren, Liegezeiten von Patienten nach Operationen zu reduzieren und Antibiotika-Resistenzen zu unterbinden.

Gregor Morfill
ehemaliger Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik, der die terraplasma medical heute berät


Die terraplasma medical GmbH wurde gegründet durch die Unternehmen terraplasma GmbH und Dynamify GmbH. Die terraplasma GmbH ist eine Ausgründung des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik. Max-Planck-Innovation, die Technologietransfereinrichtung der Max-Planck-Gesellschaft, begleitet dieses Projekt seit Beginn im Rahmen der Beratung, Sicherung des geistigen Eigentums, der Lizenzierung sowie als Gesellschafter.

Über das Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik

Der Name klingt nach einem sehr weiten Feld: Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik. Nun beschäftigen sich die Forscher in Garching tatsächlich mit allen möglichen Objekten außerhalb der Erde – setzen aber Schwerpunkte. So untersuchen sie unsere Milchstraße, in deren Zentrum sie vor einigen Jahren ein gigantisches schwarzes Loch dingfest gemacht haben, studieren Physik und Dynamik des interstellaren Mediums oder die Entwicklung von Galaxien, beobachten unvorstellbar weit entfernte Gammablitze und ergründen die Theorie komplexer Plasmen. Das Besondere: Die Wissenschaftler nutzen das gesamte Fenster des elektromagnetischen Spektrums, arbeiten also mit Teleskopen für das sichtbare und infrarote Licht ebenso wie mit Satelliten, die das Universum im Röntgen- oder Gammabereich abbilden. Für diese Instrumente entwickelt das Institut ausgeklügelte Empfänger für neue Einblicke in die „extraterrestrische Welt“.

www.mpe.mpg.de

 

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Als Technologietransfer-Organisation der Max-Planck-Gesellschaft ist Max-Planck-Innovation das Bindeglied zwischen Industrie und Grundlagenforschung. Mit unserem interdisziplinären Team beraten und unterstützen wir die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Max-Planck-Institute bei der Bewertung von Erfindungen, der Anmeldung von Patenten sowie der Gründung von Unternehmen. Der Industrie bieten wir einen zentralen Zugang zu den Innovationen der Max-Planck-Institute. Damit erfüllen wir eine wichtige Aufgabe: Den Transfer von Ergebnissen der Grundlagenforschung in wirtschaftlich und gesellschaftlich nützliche Produkte.

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