Kaltes Plasma gegen chronische Wunden

Eine Kaltplasmabehandlung reduziert die Verwendung von Antibiotika oder Cortison und verursacht weder allergische Nebenwirkungen noch Schmerzen. Die hierfür von der terraplasma medical GmbH entwickelte plasma care®-Produktlinie, die kaltes atmosphärisches Plasma in der Medizintechnik einsetzt, soll künftig weiter ausgebaut werden. © terraplasma medical

Für Patienten mit offenen Wunden gibt es jetzt neue Hoffnung: Die plasma care®-Produkte des Medizintechnikunternehmens terraplasma medical GmbH töten Pilze und Bakterien – auch solche, die gegen Antibiotika weitgehend resistent sind – in chronischen, aber auch akuten Wunden ab, ohne das Hautgewebe zu schädigen.

Zahlreiche Menschen leiden unter chronischen Wunden. Konventionelle Behandlungsmethoden dieser Wunden, die oft über Jahre nicht verheilen, umfassen den Einsatz von Cortison und Antibiotika. Eine Cortison-Behandlung ist jedoch häufig mit schwerwiegenden Nebenwirkungen wie Bluthochdruck oder Osteoporose verbunden, Antibiotika können zur Entstehung von resistenten Keimen führen. Forscher um Gregor E. Morfill, ehemaliger Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik, haben jedoch einen neuen Behandlungsansatz entwickelt: Ursprünglich erforschten sie Plasmen im Weltraum und Plasma-Kristalle – letztere auch auf der internationalen Raumstation ISS - und erkannten dabei das Potential von kaltem Plasma für die Medizin. So entwickelten sie verschiedene Prototypen von Plasma-Geräten, mit denen es möglich ist, Bakterien, auch multiresistente, Pilze, und Viren abzutöten. Die Geräte erzeugen elektrische Felder, die durch Entladungen die Moleküle der umgebenden Luft anregen oder ionisieren. Normalerweise ist dieser Prozess mit hohen Temperaturen und sehr hohen oder sehr niedrigen Drücken verbunden. Hier handelt es sich jedoch um ein Plasma bei Raumtemperatur und Atmosphärendruck, ein sogenanntes kaltes atmosphärisches Plasma. Dieses Plasma ist ein hochverdünntes Gemisch aus angeregten sowie geladenen Atomen und Molekülen („Ionen“), aber auch freien Radikalen. Hält man ein Plasma-Gerät über eine offene Wunde am Körper, so strömt das Plasma wie ein Lufthauch über die Wunde und tötet Bakterien im Wundbereich berührungsfrei und schmerzlos ab.

Um ein praxistaugliches Produkt zu entwickeln, wurde 2016 die terraplasma medical gegründet. 2019 erhielt das plasma care® die Marktzulassung. Das handliche und mobil einsetzbare Medizinprodukt wird zur Behandlung von Wunden, vor allem chronischen Wunden verwendet. Eine Behandlung mit kaltem Plasma schädigt kein menschliches Gewebe, reduziert den Einsatz von Antibiotika oder Cortison und verursacht weder allergische Nebenwirkungen noch Schmerzen. Die plasma care®-Produktserie inaktiviert Bakterien einschließlich multiresistenter Erreger, Viren, Pilze sowie Sporen. Gleichzeitig aktiviert es den Heilungsprozess. Schon über 30.000 erfolgreiche Wundbehandlungen (Stand 2023) wurden mit dem mobilen plasma care® durchgeführt.